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Kinder brauchen eine neue Politik
Innerfamiliäre Umbrüche und Entwicklungsprobleme nehmen spürbar zu. "Für Eltern sind wir gefragte Erziehungsberater", so Bernd Fiegenspan, Leiter des Schülerhortes St. Sebastian in Ebersberg. "Wir leisten nicht nur Betreuung, sondern intensive Sozialarbeit. Dazu reicht die heutige Erzieherausbildung nicht aus. Bei uns teilen sich 61 Kinder fünfzig Plätze. Fünfzehn Prozent von ihnen sind extrem hilfebedürftig. Und die sogenannten "normalen" Kinder sind längst nicht mehr so normal, wie sich das viele vorstellen. Wir müssen auf Kinder und Eltern zugehen, sie nach ihren Sorgen fragen und ihnen zuhören, sie berühren. Es braucht eine echte zwischenmenschliche Beziehung, damit auch schwierige Kinder sich öffnen und lernen wollen." Kitas sind schon heute stark im Umgang mit Interkulturalität und anderen Besonderheiten von Familien. Ingrid Kastner, Geschäftsführerin im Familienzentrum Poing: "Bildungs- und Erziehungspartnerschaft mit den Familien hat einen hohen Stellenwert. Wir sollten die Berufsbezeichnung Erzieher umbenennen in Vorschulpädagogen." Die Leiterin des integrativen Ebersberger Kinderhauses "Die Arche" Angela Lettl mahnte an, dass in Bayern für September 3400 Fachkräfte fehlen. Das mache sich auch im Landkreis deutlich bemerkbar. "Ich weiß heute noch nicht, ob ich ab September alle Stellen besetzen kann. Hier wäre es die Aufgabe der Staatsregierung gewesen, frühzeitig steuernd einzugreifen." Der Elternbeirätin Miranda Fruth, Mutter von drei Kindern, gelingt ihr "Alltagspuzzle" nur mit einer verlässlichen und hochwertigen Kindertagesbetreuung: "Ich will Familie, ich will Arbeit, und ich will Kinderbetreuung von hoher Qualität. Mehr Wertschätzung für den Erzieherberuf ist immens wichtig." Heike Tischler, Bürgermeisterkandidatin in Vaterstetten: "Für mich gehört es zu einer familienfreundlichen Gemeinde, für ausreichend Kita-Plätze zu sorgen. Leider wurde das in meiner Heimatgemeinde nicht zufriedenstellend gelöst." In der lebhaften Diskussion schilderte eine Leiterin aus Kirchseeon ihr aktuelles Problem mit Ausfällen, die sie mangels Bewerbungen nicht ausgleichen kann. So führe die Erkrankung einer Mitarbeiterin direkt zur Überarbeitung ihrer Kolleginnen, was auch im Burnout enden könne. Ein junger Erzieher fügte an: "Wir sind zu nett zum Streiken. Eigentlich müssen die Eltern für uns auf die Barrikaden gehen." |